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Zur Person : Susanne Gebhardt

1960 in Tübingen geboren Susanne Gebhardt
1978 - 1982 Geigenbauschule Mittenwald
1986 - 1991 Gesellenzeit bei Hieronymus Köstler, Stuttgart
1991 Meisterprüfung und Selbständigkeit in Tübingen
1997 Umzug mit der Werkstatt nach Hechingen auf Schloss Lindich
   
  Auszeichnungen:
1996 Jacobus Stainer Wettbewerb in Freiburg:
  • Prämierung einer 1/2 Violine und Ankauf durch das Land Baden-Württemberg.
2001 Internationaler Geigenbauwettbewerb Jacobus Stainer:
  • zwei Sonderpreise für hervorragende Violine
2005 5. Internationaler Geigenbauwettbewerb in Mittenwald:
  • Goldmedaille für Violine
  • Sonderpreis  für das beste Instrument des gesamten Wettbewerbs
  • Sonderpreis vom Verband deutscher Geigenbauer für besondere künstlerische Ausdruckskraft

Die Persönlichkeit entscheidet!

A letter from Charles Beare Geigenbau ist nicht nur ein Beruf. Er muß wohl Berufung sein, denn in Einem gab's für mich nie einen Zweifel: Was ich im späteren Leben machen würde.
Mein Großvater schenkte mir die erste Geige. Eine "Neuner & Hornsteiner" aus Mittenwald von 1885. Ich begann Geigenunterricht zu nehmen als ich zehn war. Mit achtzehn Jahren wurde ich auf der Geigenbauschule Mittenwald zugelassen und so nahm ich die ersehnte Ausbildung auf.
Dank an alle meine Lehrer, Ausbilder und Kollegen für Ihre Anleitung, Kritik und die Anregungen, mich mit der wunderbaren Vielfalt und Geschichte des Geigenbaus zu beschäftigen.
Die anschließenden ,,Wanderjahre" bei den Besten unserer Zunft führten mich 1991 zur Ablegung der Meisterprüfung.
Der intensive Austausch mit meinen Kollegen über das Geigenbauen, den Handel und die aktuelle Entwicklung begleitet meine tägliche Arbeit.
Als Gründungsmitglied der Neubau-Gruppe Klanggestalten (1998) präsentierte ich meine Instrumente bei den Jahresausstellungen in Hamburg, Bochum, Köln, Wien und Berlin. Die Jubiläumsausstellung 2008 fand in Stuttgart statt.

Weitere Aspekte meiner Tätigkeit:

  • Öffentliche Ankäufe seit 1996
  • Mitglied der Expertenkommission des SVGB für die Meisterprüfung in der Schweiz 2011
Mitgliedschaften:
  • Verband Deutscher Geigenbauer und Bogenmacher (VDG)
  • Schweizer Verband der Geigenbauer und Bogenmacher (SVGB)
  • Violinsociety of America (VSA)

Geigen aus Meisterhand

Violine nach Stradivari (2005) Sollte man eine gute Geige etwa nicht am Klang erkennen? Ist es die Qualität der Verarbeitung?
Liegt es an der Holzauswahl, der Oberfläche? Oder ist es die harmonische Form einer mit Bedacht zitierten Epoche? Wer so entscheiden will, wird immer nur Teilaspekte bewerten können.
Das Gesamtbild Meistergeige ergibt sich aus einer Vielzahl von Komponenten. Jedes handwerklich hergestellte Instrument ist ein individuelles Objekt, das vom Können seines Meisters zeugt. Das kann man sehen, fühlen - und natürlich auch hören.

Wer Geigen baut kann sich nicht hinter einer schönen Oberfläche verstecken. Substanz ist gefordert. Geduld, Disziplin, Kunstfertigkeit, und künstlerisches Einfühlungsvermögen in Details und Formen bringen Instrumente hervor, die Anerkennung finden in der Fachwelt und bei Berufsmusikern.

Wie baut man solche Klangkörper? Einfach gesagt: Erfahrung gibt den Ausschlag zum Bau eines Instruments, das die Kriterien an Klang, Eleganz, Spielfreude und nicht zuletzt Preiswürdigkeit erfüllt.

Wer eine Geige kauft, möchte seine klanglichen Visionen realisieren. Je höher der Anspruch an ein Gleichgewicht von Ästhetik, Klang und Spielgefühl, desto enger die Auswahl an Instrumenten.

Blindtest entzaubert die Stradivari

Die berühmtesten Geigen sind Millionen wert und Jahrhunderte alt. Was ihnen ihren einzigartigen Klang verleiht, haben zahlreiche Forscher untersucht. Nun bringt eine Studie Ernüchterung: Die alten Violinen klingen demnach gar nicht besser als neue Instrumente.

Sie faszinieren nicht nur Musiker und Musikliebhaber, sondern auch Forscher: die Violinen, die Antonio Stradivari und Guarneri del Gesù in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bauten. Verschiedene Experimente sollten ergründen, woher ihr besonderer Klang stammt. Der Lack, die chemische Vorbehandlung des Holzes oder auch die kleine Eiszeit, die die Bäume beeinflusste, wurden schon zur Erklärung herangezogen.

Doch nun haben französische und US-amerikanische Forscher die Grundidee in Frage gestellt, dass die alten italienischen Geigen modernen Exemplaren überlegen sind. Laut ihrem Test mit 21 Musikern ist dies tatsächlich nicht der Fall, berichtet das Team im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences".

Die Wissenschaftler um Claudia Fritz von der Universität Paris baten während des internationalen Geigenwettbewerbs in Indianapolis ihre Probanden in ein abgedunkeltes Hotelzimmer. Zusätzlich setzten die Musiker eine dunkle Schweißbrille auf, damit sie die Geigen nicht am Aussehen erkennen konnten. Etwas Parfum unter der Kinnstütze verdeckte den Holzgeruch der Instrumente.

Probanden mit Stradivari-Erfahrung

Bei den Testspielern handelte es sich größtenteils um professionelle Musiker, der jüngste Proband war 20, der älteste 65 Jahre alt. Die Teilnehmer spielten seit 15 bis 61 Jahren Violine, ihre eigenen Instrumente hatten einen Wert von 1400 bis 7,7 Millionen Euro - denn unter den Teilnehmern fanden sich auch Musiker mit Stradivari beziehungsweise Guarneri-Violine.

Für den Test hatten die Forscher sechs Geigen bereitgestellt. Drei waren alte italienische Violinen - eine von Guarneri del Gesù, zwei von Antonio Stradivari. Die drei neuen Modelle waren wenige Tage bis Jahre alt. Die Wissenschaftler hatten vor dem Experiment aus einer größeren Sammlung neuer Geigen die drei ausgewählt, die ihrer Meinung nach am eindrucksvollsten klangen und sich dabei klar voneinander unterschieden.

Die drei alten Geigen sind nach Angaben der Forscher zusammen um die zehn Millionen Dollar wert - und damit etwa hundertmal so viel wie die drei neuen Instrumente.

Blindtest: Alt gegen Neu

In einem ersten Experiment erhielten die Musiker je eine neue und eine alte Geige - was die Spieler aber nicht wussten. Auf jedem Instrument durften sie eine Minute spielen. Danach sollten sie sagen, welches ihnen besser gefällt. Die Geiger testeten jedes mögliche Paar aus neu und alt, eines sogar doppelt. Das Ergebnis: Insgesamt entschieden sich die Musiker etwas öfter für eine neue Geige. Dies lag vor allem daran, dass ein Modell besonders selten favorisiert wurde - eine Stradivari, die um das Jahr 1700 gebaut wurde.

Doch war das Urteil der Geiger überhaupt konstant? Je ein Violinen-Paar erhielt jeder Musiker ein zweites Mal während dieses Tests, ohne dies zu wissen. Elf Probanden entschieden für dieselbe Geige wie beim ersten Mal, zehn aber für die andere. Ein Zeichen dafür, dass die Instrumente sich von der Qualität her so wenig unterscheiden, dass die Wahl zufällig getroffen wird - oder dass die Testbedingungen vielleicht nicht optimal waren, merken die Forscher an.

Die Musiker bekamen im zweiten Testteil eine Chance, sich länger mit den sechs Instrumenten auseinanderzusetzen. Nun konnten sie binnen 20 Minuten auf jeder der Geigen so lange spielen, wie sie wollten und auch nach Wahl zwischen den Violinen wechseln. Anschließend sollten die Musiker sagen, welches Instrument sie am liebsten mit nach Hause nehmen würden. Auch sollten sie das beste und das schlechteste Modell in vier Kategorien nennen, die Geiger zur Bewertung von Instrumenten nutzen - Modulationsfähigkeit der Klangfarbe, Ansprache, Spielbarkeit und Tragfähigkeit.

Wieder zeigten sich keine klaren Tendenzen. Jedes Instrument wurde von mindestens einem Teilnehmer als Favorit gewählt. Und bis auf eines landete jedes in den vier Kategorien sowohl vorn als auch hinten. Nur eine der neuen Geigen fand überdurchschnittlich viel Zuspruch. Und die Stradivari, die schon im ersten Durchlauf am wenigsten beliebt war, lag erneut eher hinten.

Am Klang erkannt? Fehlanzeige!

Ob ihr Favorit eine neue Geige war oder ein altes italienisches Modell: Da konnten die Musiker offensichtlich nur raten. Sieben sagten gleich, sie hätten keine Ahnung, sieben rieten - und lagen daneben. Nur drei hatten den richtigen Riecher. Die restlichen vier Teilnehmer haben nicht geantwortet.

Dass die Violinen der italienischen Meister moderne Modelle klar übertrumpfen, lässt sich nach dieser Studie nur noch schwer behaupten. Der Blindtest legt vielmehr nahe, dass ein psychologischer Effekt den altehrwürdigen Geigen zu bleibendem Ruhm verhilft: Wer eine Geige spielt oder hört, die Millionen wert und von einer Aura der Überlegenheit umgeben ist, den begeistert schon dieses besondere Erlebnis so, dass der Klang überirdisch schön wirken muss. So dürfte auch der niederschmetternde Blindtest den Mythos der alten Geigen kaum beenden.

Quelle: Spiegel online vom 02.01.2012

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