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Der Bund - 17. Juli 2008

Jubel für die taufrische Geige

Während einer Woche wurde im Rahmen der Musikfestwochen Meiringen eine Geige gebaut. Ihr erster Einsatz begeisterte.

Seit Jahren schon sorgt die Geigenbauschule Brienz dafür, dass die Musikfestwoche Meiringen mit speziellen Aktivitäten eine besondere Note erhält. Dieses Jahr war diese Aktion gar eine Novität: Gemeinsam haben während einer Woche die fünf Geigenbaumeister Susanne Gebhardt, Deutschland, Lorenzo Marchi, Italien, Marc Soubeyran, England, mit Simon Glaus und Hans Rudolf Hösli aus Brienz eine "Strad 1704" benannte Geige gebaut. Das Schweizer Fernsehen begleitete die Arbeit und berichtete täglich über das Werden des Instrumentes. Presseleute aus dem In- und Ausland interessierten sich für das, was da in Brienz passierte.

Der Filmemacher Christoph Frutiger aus Interlaken verfolgte das Geschehen während der ganzen Woche mit der Kamera. Sein Film, am Samstag vorgeführt, zeigte, wie in schönster Zusammenarbeit und Arbeitsteilung aus einheimischen Hölzern eine Geige nach dem Vorbild einer Stradivari entstand.

Am späten Samstagnachmittag kam der grosse, mit Spannung erwartete Moment: Die Brienzer Geige wurde zum Leben erweckt.

Wird sie wohl, von allfälligen Kinderkrankheiten befreit, so himmlisch, so rein und schön klingen, wie man das möchte? Ja, sie tat es. Der begnadete Geigenvirtuose Alexander Dubach aus Thun durfte als Erster dem Instrument vor überaus grossem Publikum herrlich klingende Töne entlocken. Er tat dies zu Beginn mit einer Partita des Grossmeisters Johann Sebastian Bach. Sein atemberaubendes Spiel sorgte dafür, dass im Kirchenraum festliche Stille herrschte. Das Musizieren wurde mit jubelndem Beifall verdankt.

Mit weiteren Soloüberraschungen auf der wohl jüngsten je in einem Konzert gespielten Geige, wie Paganini und H.W. Ernst Variationen sowie Eigenkompositionen, begeisterte Alexandre Dubach das Publikum.

Erwin Kolb

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