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Jungfrau Zeitung - 07. Juli 2008

jungf-1 Brienz  |  07. Juli 2008

In der Zeit – trotz strengem Marschplan

Eine Geige entsteht während der Musikfestwoche
Der Geigenbau im Rahmen der Musikfestwoche Meiringen hat begonnen. Seit Montag arbeiten die fünf Geigenbaumeister Hans Rudolf Hösli, Marc Soubeyran, Lorenzo Marchi, Susanne Gebhardt und Simon Glaus an einer Geige, die Ende Woche fertig und spielbereit sein soll.

jungf-2 In der Geigenbauschule in Brienz herrscht geschäftiges Treiben: Fünf Geigenbauer stehen in der Werkstatt, beugen sich konzentriert über ein kleineres oder grösseres Stück Holz, wechseln einige Worte, bitten einen Kollegen um ein Werkzeug, sprechen sich ab. Hier in der Geigenbauschule soll bis am Samstagabend im Rahmen der Musikfestwoche Meiringen eine Geige entstehen. Was sonst Wochen dauert, wollen die fünf Profis in einer Woche schaffen. Am Montag haben sie ihre Arbeit aufgenommen. Hans Rudolf Hösli, Direktor der Geigenbauschule, kümmert sich am frühen Montagnachmittag um die Anpassung der Zargen: Nachdem er die Eckklötze zurecht gehobelt hat, biegt er die filigranen Holzstreifen, die später die Seite der Geige darstellen werden, auf dem heissen Eisen und leimt sie mit den Eckklötzen zusammen. «Bei dieser Geige stehen wir unter Zeitdruck» so Hösli, «deshalb arbeiten wir mit kleinen Hilfen.» Mit einem einfachen Haarfön trocknet Hösli den Leim und fixiert die Biegung.

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Parallel arbeiten

Zur gleichen Zeit – denn wenn der Geigenbau nur eine Woche dauern darf, muss parallel zueinander gearbeitet werden – kümmert sich Marc Soubeyran um Boden und Decke der Geige. Die aus je zwei Zylindersegmenten zusammengefügten Teile müssen zuerst eingeebnet werden, bevor mit der äusseren und inneren Wölbung begonnen werden kann. Mit einem Lineal prüft Soubeyran, wie eben das Stück Holz bereits ist. Lorenzo Marchi hobelt derweil das dunkle Griffbrett in Form, die beiden weiteren Geigenbauer Simon Glaus und Susanne Gebhardt arbeiten am Hals der Geige und der zierlichen Schnecke. Die Form der Geige, von der am Montag noch nicht sehr viel zu sehen war, ist an die einer Stradivari angelehnt – an das Instrument, mit der Isabelle Faust, Preisträgerin des Goldenen Bogens, am Freitagabend in der Michaelskirche die Musikfestwoche Meiringen eröffnete.

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«Wir sind in der Zeit»

Der Marschplan, an den sich die Meister halten, ist streng. Doch Schuldirektor Hösli kann versichern: «Wir sind in der Zeit». Er macht sich aber sofort wieder an die Arbeit. Denn die fünf Geigenbauer werden nicht nur am Resultat gemessen. Zahlreiche interessierte Besucher, die in die Werkstatt spazieren, blicken ihnen über die Schulter. Der Geigenbau-Marathon wird auch auf Film gebannt. Der Filmer Christoph Frutiger verfolgt die fünf Meister mit der Kamera – das Resultat wird Ende Woche zu sehen sein, kurz bevor der Geiger Alexandre Dubach die Geige einweihen wird. Auch das Schweizer Fernsehen begleitet mit seinem Sendegefäss Schweiz Aktuell den Geigenbau. Jeden Abend um 19.00 Uhr sind Ausschnitte aus dem Fertigungsprozess auf SF 1 zu sehen.

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