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Überschätzte Meister

Musiker bevorzugen neue Geigen

Eine Stradivari zählt unter Profimusikern zu den unbeliebtesten Geigen – zumindest, wenn die Musiker nicht wissen, dass sie gerade darauf spielen. Sie bevorzugten im Blindversuch meist neuere Geigen, berichten Forscher um Claudia Fritz von der Universität Paris im Fachblatt PNAS (online). Die Musiker konnten anhand des Klangs nicht zwischen alten und neuen Instrumenten unterscheiden. Es gibt zahlreiche Vermutungen zur vermeintlich überragenden Qualität alter Geigen, die von der Verwendung eines speziellen Lacks bis zu den Auswirkungen der kleinen Eiszeit auf das Holz reichen. Die Forscher ließen 21 erfahrene Geiger im Blindversuch auf insgesamt sechs Instrumenten spielen. Drei Geigen waren wenige Tage bis Jahre alt, drei waren alte Meister-Geigen: zwei Stradivari- und eine Guarneri-Geige. Die Musiker sollten Tonfarbe und Spielbarkeit beurteilen und entscheiden, welche Instrumente sie am ehesten mit nach Hause nehmen würden. Dabei schnitten die neuen Instrumente sogar besser ab. So entschieden sich acht Musiker, eine alte Geige mit nach Hause zu nehmen – 13 wählten eine neue. Eine der beiden Stradivaris wurde in beiden Tests gar als das schlechteste Instrument bewertet. Statt nach dem „Geheimnis" der italienischen Geigenbauer zu suchen, sollte untersucht werden, wie Musiker überhaupt Instrumente bewerten, so die Forscher.

dpa/ Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 03.01.2012

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